Dass ein Kämmerer gut mit Geld umgehen kann, das versteht sich von selbst. Dass er im örtlichen Supermarkt an der Kasse sitzt und freundlich sagt: „Das macht 35 Euro und 67 Cent“, kommt in der Regel aber eher selten vor. Und wenn die Einnahmen dann auch noch gespendet werden und zwar an die Villa Kunterbunt, dann kann es ja wohl nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber doch, genau so war es.
Nun aber mal ganz von vorne. Ins Leben gerufen hat diese tolle Aktion die Discounterkette Lidl. Im Rahmen der Neueröffnung der Lidl-Filiale in der Gerauer-Straße in Mörfelden durfte der erste Stadtrat und Kämmerer Burkhard Ziegler seinen Kindheitstraum verwirklichen und in die Rolle eines Kassierers schlüpfen. Dass dies nicht nur ganz schön in die Arme geht, sondern man sich auch unheimlich viel merken muss, zum Beispiel welche Artikelnummer die zahlreichen Backwaren haben, merkte er schnell. Trotzdem habe ihm die Aktion viel Spaß gemacht, betonte er bei der Spendenübergabe im Walldorfer Rathaus. Die Einnahme durfte er aber nicht etwa behalten, sondern an zwei soziale Einrichtungen in der Doppelstadt spenden. „Welche Vereine das sein sollten, das war mir schnell klar“, sagte er. Ein Teil der Spende ging an den „Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe e.V. und über den anderen Teil darf sich die Villa Kunterbunt freuen. Ganze 400 Euro kamen in den circa 15 Minuten zusammen, in denen der Kämmerer alles gab. Und weil Lidl fand, dass 200 Euro pro Verein zu wenig sei, verdoppelten sie das Geld einfach, sodass jeder Verein die vollen 400 Euro erhalten konnte, sagte Marianne Tiller, Portfoliomanagerin bei Lidl.
Zur Villa Kunterbunt hat Burkhart Ziegler einen persönlichen Bezug – seine beiden Töchter wurden vor mehr als zehn Jahren schon hier betreut. Aber das alleine war nicht der Grund, warum die Spende an die Villa gehen sollte. Denn mit der Spende soll die Fusion der Vereine „Verein der Kinder wegen – die Krabbelstube“, die „Villa Kunterbunt e.V.“ und „das Kinderhäuschen e.V.“ unterstützt werden. „Mit dem Familienzentrum VillaKinder wird etwas in Mörfelden-Walldorf angeboten, was die Stadt nicht anbieten kann. Die Randzeitenbetreuung, das Kinderhotel und die Möglichkeit seine Kinder auch mal am Wochenende in der VillaKinder beaufsichtigen zu lassen, sind zum Beispiel Dinge, die für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dringend gebraucht werden, die Stadt aber nicht leisten kann“, erklärte Ziegler. Zwar unterstütze die Stadt das Vorhaben bereits durch den Umbau der alten Waldenserschule, aber eben auch solche Spenden seien wichtig, betonte er.
Die Freude über die unverhoffte Spende war seitens der Villa Kunterbunt natürlich riesig. „Wir wollen mit den VillaKindern das Allroundpaket für Eltern, Großeltern und letztlich die ganze Stadt sein. Wir wollen der Onkel, die Tante, die Oma oder der Opa sein – eben ein Teil der Familie, auf den sich die Familien verlassen können, wenn mal Not am Mann ist“, sagte Sarah Cezanne, erste Vorsitzende der Villa Kunterbunt. Auch mit den Angeboten im geplanten Familienzentrum sollen die VillaKinder Anlaufstelle für Groß und Klein sein.
Um dieses Mammutprojekt zu stemmen, braucht es neben vielen motivierten und kreativen Köpfen eben auch eine ganze Menge Geld, daher kam die großzügige Spende mehr als gelegen. Im speziellen wird das Geld für die Innenausstattung der neuen Einrichtung genutzt. Neben neuen Tischen und Stühlen, sollen aber vor allem neue Spielsachen die Kinderaugen zum leuchten bringen.